23.07.2025
Alge & mehr: Insekten
In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsender Weltbevölkerung rückt die Frage nach nachhaltiger Ernährung immer stärker in den Fokus. Eine vielversprechende Antwort liefert dabei ein ungewöhnlicher, aber effektiver Proteinlieferant: Insekten. Was in vielen Teilen der Welt längst zum Speiseplan gehört, gilt in Europa noch als exotisch – doch das ändert sich. Insekten gelten als nährstoffreich, umweltfreundlich und vielseitig einsetzbar. Sie bieten eine echte Alternative zu Fleisch und könnten ein wichtiger Bestandteil der Ernährung der Zukunft sein.
Diese Übersicht gibt einen kompakten Einblick in die wichtigsten Aspekte rund um essbare Insekten – von gesetzlichen Regelungen über Nährwerte und Nachhaltigkeit bis hin zu einfachen Rezepten für den Einstieg.
Insekten gelten in der EU als neuartige Lebensmittel („Novel Food“), für die eine Zulassung erforderlich ist. Aktuell zugelassene Arten sind:
- Gelber Mehlwurm (Tenebrio molitor) – getrocknet/ganz oder gemahlen (Zulassung seit 22. Juni 2021)
- Europäische Wanderheuschrecke (Locusta migratoria) – gefroren/getrocknet/pulverisiert (ab November 2021)
- Hausgrille (Acheta domesticus) – gefroren, getrocknet, (teil)entfettetes Pulver (ab März 2022)
- Buffalowurm (Alphitobius diaperinus) – seit Januar 2023 zugelassen
- Seit Februar 2025 ist auch UV-behandeltes Mehlwurmpulver erlaubt – speziell gekennzeichnet.
Die Kennzeichnungspflicht umfasst die deutsche und lateinische Bezeichnung, die Form (Pulver, ganz etc.) und einen Allergiehinweis (bei Krebstier-/Milben-Allergie).
Verwendet werden entweder ganze Insekten (z. B. geröstete Heuschrecken) oder als Pulver / Mehl in Pasta, Brot, Keksen, Proteinriegeln, Suppen, Saucen, Fleischersatz, Bier, Schokolade und Snacks. Der Geschmack erinnert an Nüsse, in Mexiko sind z. B. „Chapulines“ ein beliebter Snack.
Insekten liefern hochwertiges Protein, ca. 35 % bis 61 % (in der Trockenmasse), sowie alle essentiellen Aminosäuren. Einige Grillen enthalten sogar bis zu 77 % Eiweiß. Außerdem punkten sie mit vielen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen: B‑Vitamine (inkl. B12), Eisen, Zink, Kalzium, Omega‑3/6‑Fette, Ballaststoffe (Chitin).
Auch die Nachhaltigkeitsbilanz ist beeindruckend:
2,2 kg Futter zu 1 kg Insekten – viel effizienter als Hühner (4,5 kg) oder Rinder (25 kg).
- CO₂-Emissionen bei Insekten bis zu 100‑mal niedriger als bei Rindfleisch; deutlich weniger Wasser- und Flächenverbrauch.
- Spezielle, tierfreundliche Zucht möglich; Kältetötung zugelassen, da geringe Schmerzempfindung.
- Derzeit sind Insekten noch relativ teuer, z. B. Protein-Nudeln kosten ca. 11 € für 2×200 g und fungieren noch als Nischenprodukte. Die Qualität hängt von Zucht und Verarbeitung ab. Um ein Hygiene- und Schadstoffrisiko zu vermeiden, wird empfohlen, nur zertifizierte, EU-gezüchtete Insekten zu verwenden und Wildinsekten oder Zucht aus Zoohandlungen zu meiden.
Weltweit essen zwei Milliarden Menschen regelmäßig Insekten. Die FAO (Food and Agriculture Organization, sprich die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) empfiehlt sie als zukünftige Nahrungsquelle.
Rezepte
- Knusprige Mehlwürmer: Mehlwürmer in Olivenöl mit Knoblauch und Paprika rösten. Salz dazu – fertig!
- Protein-Panade: Gemüse nach Wahl in Insektenmehl‐Semmelbrösel-Mix panieren und braten
- Porridge-Topping: getrocknete Grillen oder Mehlwürmer auf Haferbrei streuen – knusprig & proteinreich.
Insekten sind eine ressourcenschonende, protein- und nährstoffreiche Alternative zu Fleisch. Die Nachhaltigkeitsbilanz ist eindrücklich: weniger CO₂, Wasser, Fläche. Allergiker sollten allerdings vorsichtig sein. Die EU-Zulassungen und Kennzeichnungspflichten sichern den Verbraucherschutz. Obwohl derzeit noch teuer und exotisch, zeigt eine wachsende Zahl junger, offener Konsumenten die Bereitschaft zum Verzehr. Mit einfachen Rezepten lassen sich Insekten unkompliziert in die Küche integrieren – ein Trend, der sich noch weiter verstärken wird.
Quellen:
Insekten essen – Lebensmittel der Zukunft? | Verbraucherzentrale Niedersachsen
Insekten als Lebensmittel: Das Fleisch der Zukunft? | BR24


