12.09.2025
Bio, Siegel & Co.
Überall beim Einkaufen begegnen uns Logos, Siegel und Versprechen. Doch welche Labels halten, was sie beteuern – und wo lohnt sich ein genauerer Blick? Unsere Bio-Aktionswoche bringt Licht ins Dunkel und lädt dazu ein, bewusst und informiert zu genießen.
1. Das deutsche Bio-Siegel – die Basis
Das sechseckige Bio-Siegel mit der grünen Schrift ist seit 2001 in Deutschland in Gebrauch. Es kennzeichnet Lebensmittel, die nach den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung hergestellt wurden – und ist damit das staatlich garantierte Zeichen für Bio-Qualität in Deutschland.
Das Bio-Siegel bedeutet:
- Mindestens 95 % Bio-Zutaten aus ökologischer Landwirtschaft
- Keine Gentechnik
- Kein Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger
- Artgerechtere Tierhaltung mit mehr Platz und Bio-Futter
- Regelmäßige Kontrollen durch unabhängige Stellen
Das deutsche Bio-Siegel schafft Klarheit: Wo es draufsteht, steckt tatsächlich „Bio“ drin – und zwar nach verbindlichen, EU-weit geltenden Standards.
Doch: Es bleibt ein Mindeststandard. Strenger und umfassender sind die Vorgaben von Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland.
=> Reicht Dir das staatlich garantierte Bio-Siegel – oder wünschst Du Dir mehr?
2. Verbands-Bio – mehr als nur Vorschrift
Viele Bio-Bauern arbeiten nach den strengeren Richtlinien von Anbauverbänden wie Bioland, Demeter oder Naturland. Diese Siegel gehen weit über das EU-Bio-Logo hinaus:
- Bioland: Stellt den gesamten Betrieb auf Bio um, setzt auf geschlossene regionale Kreisläufe und verzichtet auf Futtermittel aus Übersee.
- Demeter: Steht für biodynamische Landwirtschaft – mit strengsten Regeln für Tierhaltung (z. B. Verbot der Enthornung bei Kühen) und Verarbeitung.
- Naturland: Verbindet ökologische Landwirtschaft mit sozialen Standards, z. B. faire Arbeitsbedingungen und Verbot von Kinderarbeit.
Verbands-Bio bedeutet: mehr Tierwohl, mehr Transparenz, mehr Nachhaltigkeit.
=> Wer sich für Verbands-Bio entscheidet, wählt bewusst ein Mehr an Qualität – für Natur, Tiere und Menschen.
3. Regional & saisonal – unterschätzte Qualität
„Regional“ klingt gut – doch was heißt das eigentlich? Rechtlich ist der Begriff nicht geschützt. Für manche Märkte bedeutet „regional“ ein Umkreis von 30 Kilometern, für andere sind es 300. Manchmal stammen die Rohstoffe aus Übersee, werden aber „regional verarbeitet“.
Darum ist echte Transparenz so wichtig: Woher kommen die Produkte? Von welchem Hof, aus welcher Region?
Ebenso entscheidend ist die Saisonalität. Obst und Gemüse, das zur richtigen Zeit wächst, ist nicht nur aromatischer und nährstoffreicher – es hat auch eine deutlich bessere Umweltbilanz.
- Erdbeeren im Juni aus der Region: fruchtig, frisch, klimafreundlich.
- Erdbeeren im Januar aus Übersee: lange Transportwege, hoher CO₂-Fußabdruck, wenig nachhaltig.
=> Weißt Du, wann Dein Lieblingsgemüse Saison hat – und woher es wirklich stammt?
4. Fisch mit gutem Gewissen? Das MSC-Siegel
Das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) ist weltweit das bekannteste Label für nachhaltigen Wildfisch. Es steht für drei Grundsätze:
- Fischbestände müssen gesund sein.
- Fangmethoden sollen die Meeresumwelt schonen.
- Die Fischerei muss nachhaltig gemanagt werden.
Doch das Siegel ist umstritten:
- Immer wieder werden Fischereien zertifiziert, obwohl Bestände unter Druck stehen.
- Der hohe Beifang bleibt ein Problem.
- Soziale Standards – etwa Arbeitsbedingungen der Fischer – spielen keine Rolle.
Ein Beispiel: 2025 verlor der Nordsee-Seelachs sein MSC-Siegel, weil neue Daten zeigten, dass die Bestände stärker gefährdet sind als gedacht.
=> Das MSC-Siegel ist besser als keine Orientierung – doch es ersetzt nicht den kritischen Blick.
5. Siegel im Vergleich – Orientierung finden
Es gibt kein perfektes Siegel. Jedes Logo hat Stärken und Schwächen. Umso wichtiger ist es, nicht blind auf ein einzelnes Zeichen zu vertrauen.
Unsere Tipps für bewusste Entscheidungen:
- Siegel vergleichen: EU-Bio ist solide, Verbands-Bio oft strenger.
- Nach Herkunft fragen: Regionalität und Saisonalität sind der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit.
- Kombinieren: Bio + regional + saisonal ist meist die beste Wahl.
- Kritisch bleiben: Auch renommierte Siegel wie MSC stehen unter Beobachtung.
=> Siegel sind ein hilfreicher Kompass – aber Transparenz, Regionalität und Dialog sind entscheidend.
Unser Fazit:
Siegel sind wertvolle Wegweiser – aber nicht die ganze Wahrheit. Wer bewusst kauft, fragt nach Herkunft, achtet auf Saisonalität und wählt, wo möglich, Verbands-Bio. So entstehen echte Qualität, Nachhaltigkeit und Genuss.
Quellen & weiterführende Informationen:
- Deutsches Bio-Siegel & EU-Öko-Verordnung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): BMLEH – Ökologischer Landbau – Bio-Siegel
- Anbauverbände – Bioland, Demeter, Naturland
- Bioland e.V.: Bioland
- Demeter e.V.: Willkommen bei Demeter | Demeter
- Naturland e.V.: Naturland – Verband für ökologischen Landbau
- Verbraucherinfo „Welches Bio-Siegel bedeutet was?“ (bild.de)
- Regionalität & Saisonalität
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Der Saisonkalender | Bundeszentrum für Ernährung (BZfE)
- Verbraucherzentrale: Infos zu Regionalität & Herkunftsangaben
- Nachhaltigkeit beim Fisch – MSC-Siegel
- Marine Stewardship Council (MSC): MSC | Marine Stewardship Council
- NDR Verbraucherinfo: MSC-Siegel für Fisch: Wie gut ist es, welche Kritik gibt es? | ndr.de
- MSC-Pressemitteilung: Nordsee-Seelachs verliert MSC-Siegel | Marine Stewardship Council


